/ Best Practice
2012 hat nic.at eine österreichweite Domainstrategie-Studie durchgeführt und führende heimische Unternehmen zu ihrem strategischem Umgang mit Internet-Domains befragt. Einige davon geben hier Einblick, wie sie Domains gekonnt zur Erreichung von Unternehmenszielen einsetzen: Porsche Informatik, Webhotels, das Österreichische Rote Kreuz und parkett.at.
Lassen Sie sich von den Beispielen der Profis inspirieren!
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„Wir haben unsere Domainstrategie bereits umgesetzt.“
PORSCHE INFORMATIK: Von Salzburg aus die Autowelt erobert.
Markus Krammer ist System Engineer bei Porsche Informatik. Das IT-Unternehmen ist Teil der Porsche Holding Salzburg, eines der größten und erfolgreichsten Autohandelshäuser Europas mit Standorten in 21 europäischen Ländern, in China und in Kolumbien.
Wofür ist Porsche Informatik zuständig und was haben Sie mit Domains zu tun?
Unsere primäre Aufgabe ist es, Softwarelösungen für den Automobilhandel herzustellen und zu betreiben. ls IT-Tochter der Porsche Holding sind wir aber auch für das Domainportfolio in Österreich und darüber hinaus zuständig. Zusätzlich bieten wir unseren Kunden auch Domain-Services.
Wie würden Sie die Domainstrategie Ihres Konzerns beschreiben?
An erster Stelle steht für uns natürlich, dass alle Firmenbezeichnungen, geschützte Marken und Produkte des Konzerns auch als Domain registriert sind – das geht bis hin zu unseren Technologien wie z. B. bluemotion.at. Oft findet sich auch der Standort im Domainnamen wieder (bugatti-wien.at) oder Zusätze wie meinaudi.at oder ybentley.at.
Registrieren Sie auch Claims oder Slogans als Domains?
Ja, oft sogar. Dabei achten wir auf alternative Schreibweisen oder Varianten mit und ohne Bindestrich. Aber auch Events, Aktionen und Services bekommen eine eigene Domain wie die vw-erlebnistage.at.
Welche Rolle spielen generische Domains in Ihrem Konzern-Portfolio?
Eine große – wir versuchen das Thema Auto auch im Internet zu besetzen. Wir haben uns viele Bezeichnungen als Domain gesichert, die für sich selbst bzw. die Leistung dahinter sprechen, wie: autohaus.at, gebrauchte-autos.at, flottenmanagement.at und vieles mehr. Das sind genau die Begriffe, nach denen die Leute im Internet suchen.
Wie sieht es mit Abkürzungen aus?
Haben wir auch einige. Wenn es zu lang und unübersichtlich wird, ist eine Abkürzung als Domain sicher sinnvoll. Erst recht, wenn die Zielgruppe sie schon im Sprachgebrauch verwendet.
Dienen alle Domains rein der externen Firmenpräsentation und Markenpflege?
Nein, einige Domains werden auch konzernintern oder für das Personal-Recruiting genutzt: karriere-bei-porsche.at zum Beispiel für unser Lehrlings-Qualifying.
Wer schlägt die Domainnamen vor, die registriert werden sollen?
Die Vorschläge kommen hauptsächlich aus dem Marketing der einzelnen Marken und aus der Abteilung „Neue Medien“ der Porsche Austria, aber auch von der Porsche Informatik selbst. Wir führen auch laufend Analysen unseres Portfolios durch, wo wir einerseits den Traffic monitoren, aber uns genauso ansehen, was die Konkurrenz im Internet tut. Auch da kommen oft gute Inspirationen für Domains.
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„Intelligente Domainstrategie senkt SEO- und Marketingkosten.“
WEBHOTELS: Vom Start-up zur fixen Größe im Web.
Mag. Martin Pühringer ist Miteigentümer des Wiener Unternehmens WEBHOTELS, das sich auf die Vermarktung österreichischer Thermen und Hotels spezialisiert hat. Über mehrere themenspezifische Hotelplattformen wie etwa thermenhotels.at werden die Partnerhotels zielgerecht präsentiert.
Wie viele Domains haben Sie in Ihrem Portfolio?
Aktuell haben wir 170 Domains in unserem gesamten Portfolio.
Wie würden Sie Ihre Domainstrategie beschreiben? Was ist für Sie das Wichtigste am Domainnamen?
Unsere Strategie ist es, grundsätzlich alle Themen mit Domains abgedeckt zu haben. Das Wichtigste an einem guten Domainnamen ist, dass er das beschreibt, was die Leute suchen. Die Domain muss also „beschreibend“ sein. Das bringt auch sehr viele Vorteile für die Auffindbarkeit via Suchmaschine und für das Suchmaschinenranking: Das, was die Leute zuerst eingeben, wenn sie etwas suchen, erscheint dann an oberster Stelle im Ranking.
Wann haben Sie mit WEBHOTELS begonnen und hatten Sie schon von Beginn an diese Domainstrategie?
Wir haben schon 2002 begonnen, die für unser Business wichtigen Domains zu registrieren beziehungsweise zu kaufen. Damals gab es noch gute, sinnvolle und vor allem leistbare Domains auf dem freien Markt. Wir haben anfangs vor allem darauf geachtet, alle unsere wichtigen Themen abzusichern – das sind für uns Domains rund um die Keywords Gutscheinplattformen, Thermen, Thermen-Urlaub, und Gutscheine. Gestartet sind wir mit zwei Domains: skikurs.at und webhotels.at.
Wie ermitteln Sie die Begriffe, die Sie als Domain registrieren?
Wir betreiben fünf Hotel- und zwei Gutscheinplattformen – demnach registrieren wir hauptsächlich Begriffe, die mit diesen Begrifflichkeiten in Zusammenhang stehen. Wichtigstes Credo bei uns: Ohne Domain kein neues Projekt! Das heißt, zuerst kommt die Domain, danach erst die Umsetzung. Ohne die passende Domain wird bei uns kein neues Projekt umgesetzt. Dabei werden wir tatkräftig von unserem Partner domainquadrat.at unterstützt.
Welchen Anteil am Erfolg macht das Suchmaschinen-Marketing aus und welchen die aussagekräftige Domain?
Ich würde sagen, dass sicher über 80 % unseres Erfolgs auf unsere Domains zurückzuführen sind. SEO ist teuer und aufwendig – mit den richtigen Domains geht alles viel einfacher und auch effektiver. Das Ranking auf Google spielt zwar nach wie vor eine große Rolle – 80 Prozent unserer Website-Besucher kommen über Google zu uns – das Ranking wird aber auch wiederum durch gut platzierte und richtige Domains erreicht.
Warum setzen Sie hauptsächlich auf .at?
Als österreichisches Unternehmen identifizieren wir uns klar mit der .at-TLD, da wir auch die Erfahrung gemacht haben, dass unsere Kunden hauptsächlich nach der .at-Endung suchen und auch Suchmaschinen .at präferieren. Wir haben auch .eu- und ein paar .de-Domains, aber über 80 Prozent unseres Domain-Portfolios besteht aus .at-Domains.
Wie bewerben Sie Ihre Produkte? Und wie helfen Ihnen Ihre Domains dabei, gut gefunden zu werden?
Unsere Domains sorgen eigentlich dafür, das Werbebudget ziemlich gering zu halten. Eine gute Domain mit richtigem Inhalt erspart sehr viel Marketing-Budget, denn danach suchen die Leute ja.
Was ist eine gute Domain wert? Welchen Wert hat Ihr Domain-Portfolio für Ihr Unternehmen?
Eine gute Domain ist Gold wert (lacht). Wir würden unsere Domains auf keinen Fall verkaufen, wir bauen schließlich unser Business darauf. Der Wert unseres Domain-Portfolios ist unbezahlbar!
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„Aussagekräftige Domains bringen uns beim Suchmaschinen-Ranking weiter nach vorne.“
ROTES KREUZ: Technologie für die gute Sache.
Gerald Czech ist Leiter Marketing & Communications des Österreichischen Roten Kreuz, der größten Hilfsorganisation des Landes und der bekanntesten Marke in diesem Segment weltweit.
Welchen Stellenwert haben Domains beim Österreichischen Roten Kreuz?
Wir betrachten unsere Domainnamen als Teil der Gesamtkommunikation, ebenso wie Social Media oder klassische PR. Daher läuft bei mir als Leiter New Media alles zusammen und ich manage unsere Domains zentral. Ein erster Schritt war, die Domains, die bei verschiedenen Providern lagen, zusammen zu führen und das Portfolio zu konsolidieren.
Was steht im Vordergrund Ihrer Domainstrategie?
Das wichtigste ist natürlich den Namen des Roten Kreuzes zu sichern, der immerhin in Österreich durch das Rotkreuz-Gesetz und international auch völkerrechtlich geschützt ist. Das Rote Kreuz ist die stärkste Marke weltweit und genießt hohes Vertrauen. Das muss auch im Internet bewahrt werden. Egal ob roteskreuz.at, rotes-kreuz.at, redcross.at oder örk: Wir beobachten diese Begriffe und sorgen dafür, dass sie niemand anderer im Domainnamen führt.
Welche Rolle spielen generische Domains für Sie?
Das Österreichische Rote Kreuz bietet weit mehr an als Rettungsdienste – unsere Leistungen erstrecken sich von hauskrankenpflege.at oder betreut24.at bis hin zu erstehilfe.at und blutspenden.at. Bei der Domainregistrierung war uns wichtig, diese Breite zu zeigen und so auch die Mobilisierungsmöglichkeiten in Richtung Freiwilliger stärker auszubauen.
Wohin verweisen diese Domains?
In der Regel führen die Domainnamen auf spezifische Unterseiten in unserem Portal. Damit gelangen Besucher genau zu dem Inhalt, nach dem sie gesucht haben. Natürlich haben wir auch Portale für spezielle Zielgruppen, wie z.B. unser Jugendportal helpstars.at. Die Domain freiwillig.at verweist hingegen auf das Facebook-App des Roten Kreuzes.
Helfen aussagekräftige Domainnamen beim Suchmaschinen-Ranking?
Auf jeden Fall. Ist der gesuchte Begriff im Domainnamen enthalten, ist man bei den Suchergebnissen ganz oben mit dabei.
Wie wichtig sind Domains im Non-Profit Umfeld?
Sehr wichtig, denn sie stellen ein effizientes und günstiges Kommunikationsmittel dar. Mit Domains können wir für uns relevante Themen und Inhalte online besetzen und somit verhindern, dass andere Akteure sich darauf setzen. Das war z.B. bei den Domains blut.at, notarztwagen.at, katastrophenhilfe.at und gesundheitsvorsorge.at ausschlaggebend.
Was befindet sich außerdem in Ihrem Domain-Fundus?
Wir haben unseren Claim „aus-liebe-zum-menschen.at“ registriert und kombinieren zum Teil auch Ziffern mit Buchstaben, wie z.B. bei notruf-144.at. Oft macht es Sinn, alternative Schreibweisen oder Ausdrücke mit und ohne Bindestrich dazu zu nehmen oder einen Standort zu nennen wie bei hospiz-salzburg.at
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„Ich halte nichts von neuen TLDs, wir bauen unsere Präsenz auf .at aus.“
PARKETT.AT: Der Domainname als Verkaufsargument
Roman Romanenko handelt seit fünf Jahren mit Parkettböden und betreibt einen Schauraum im 9. Wiener Gemeindebezirk. Sehr bald war ihm klar, dass seine Domain parkett.at das perfekte Instrument zur Neukundengewinnung ist – und so entwickelte er sie zu einer Handelsplattform für Parkett, Laminat, Terrassendielen und Zubehör.
Wie kamen Sie zu der Top-Domain parkett.at?
Als ich vor fünf Jahren meinen Parkett-Schauraum eröffnet habe, hatte ich noch keine Mundpropaganda und auch sehr wenig Laufkundschaft. Da man Neukunden hauptsächlich online gewinnt, wollte ich den perfekt passenden Domainnamen haben. Über einen Domainhändler habe ich 2008 parkett.at erstanden – um ein kleines Vermögen.
Wie nutzten Sie parkett.at zu Beginn?
Am Anfang hatte ich darauf nur meine Firmenhomepage – eine digitale Präsenz als Ergänzung zum Schauraum. Doch die Kauf- und Verkaufsgewohnheiten ändern sich durch das Internet auch in der Holzbranche: Ich gehe davon aus, dass die Hersteller früher oder später den direkten Weg zum Endkunden suchen, online Shops errichten und den Zwischenhandel umgehen. Bereits jetzt kaufen Kunden mehr und mehr Böden im Internet. Da bin ich auf die Idee gekommen, mehr Kapital aus der Domain zu schlagen und habe mir mit parkett.at ein zweites Standbein geschaffen.
Was findet man jetzt unter parkett.at?
Ich habe parkett.at als Verkaufsplattform für Holzböden aller Art entwickelt, wo Hersteller und andere Parketthändler ihre Angebote direkt einstellen und verkaufen können und auch Werbemöglichkeiten erhalten. Der Kunde hat den Vorteil, dass er die Angebote gut filtern und vergleichen kann und über das Forum zusätzliche Beratung erhält. Eine Win-Win Situation für alle.
Wie überzeugen Sie die Parkett-Hersteller vom Mitmachen?
Das überzeugendste Argument ist der Domainname parkett.at und die Zugriffe, die er bringt. Interessenten klicken auf das passendste Suchergebnis – und bei Parkettböden ist das zweifelsohne parkett.at. Die Hersteller bekommen einen zusätzlichen Verkaufskanal und viele haben den Nutzen schon erkannt. In sechs Monaten konnte ich die wichtigsten Online- und Offline Parketthändler gewinnen.
Registrieren Sie auch andere passende Domains dazu?
Ich habe knapp 20 .at-Domains rund um das Thema Parkett, Böden und Zubehör, die alle auf parkett.at verlinken. Auf diese Art kann ich mit geringen Fixkosten Traffic erhöhen. Geplant ist, verschiedene Unterseiten zu den jeweiligen Domains zu machen. All diese Domains habe ich auf dem Sekundärmarkt bzw. von Registraren mit Dropcatch-Services* gekauft. Langsam geht die Strategie auf – aber man muss geduldig sein.
Werden Sie auch neue Top Level Domains registrieren, z.B. parkett.shop oder parkett.web?
Ich halte nichts von den neuen Top Level Domains, für mich ist es sinnvoller, die bestehende Präsenz auf .at auszubauen und dort relevante Angebote bereitzustellen.
Haben Sie noch andere Themen und Domainportfolios „in petto“?
Ich habe ca. 100 .at-Domains zu unterschiedlichen Themen. Um eine solche Plattform zu starten, muss ich aber an das Produkt glauben und davon ehrlich überzeugt sein – als nächstes plane ich, das Parkett-Thema um teppich.at und fliesen.at zu erweitern. Auch rund um elektronische Zigaretten habe ich eine Geschäftsidee mit einigen interessanten Domains. Andere Domains aus meinem Portfolio verkaufe ich weiter, wenn sich Interessenten finden.